Kapitel 8, Adriego lernt in Kannemünde Shanja kennen

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  Ein südländisch wirkender Mann machte dem Namen der Lokalität alle Ehre und hatte offensichtlich einen in der Krone und das erste, was die junge Frau an diesem Abend im Gastraum vernahm, war die zwangsläufige Aufforderung an den Trunkenbold zu gehen, ausgesprochen durch einen blonden Hünen, der den geistvollen Getränken wohl gemäßigter zugesprochen hatte.
  „Junge, ich schätze, du hast genug für heute.“, eröffnete Adron dem betrunkenen Nazir und griff dem störrischen Al’Anfaner unter die Arme, wobei ihn Curthan nach Kräften unterstützte.
  Adriego wandte sich indessen jener Unbekannten zu, die so freundlich in die Runde gegrüßt und sich nun an einem nahen Tisch niedergelassen hatte. Gut gelaunt legte er die wenigen Schritte zu ihrem Platz zurück und verbeugte sich galant. „In meiner Heimat ist es nicht Brauch, eine hübsche Frau alleine trinken zu lassen.“, meinte der Almadaner fröhlich, um sie mit einer Geste an den Tisch der Gefährten im Speisesaal nebenan einzuladen.
  Auch wenn sie es nicht unbedingt schätzte, derart plump angesprochen zu werden, überwand der Ausblick auf spannendere Gesellschaft ihre zunächst aufwallende Ablehnung und sie folgte dem feschen Lockenkopf in den Nebenraum. „Ich danke Euch, guter Mann. Shanja as-Sarjaban, Schülerin der Ishannah al‘Kira“, stellte sie sich den noch anwesenden Gefährten vor.
  Der Schwertgeselle zog ihr höflich einen Stuhl zurück. „Adriego Honoro Manzanares lautet mein Name, zu Diensten.“, erwiderte er charmant lächelnd. „Ihr scheint mir nicht von hier zu sein und doch vermute ich Eure Heimat nicht zu fern. Mhanadistan?“
  „Sehr erfreut, mein Herr.“ In Shanjas Stimme lag ein Ton von Belustigung. „Tatsächlich wird meine Heimat gemeinhin den Tulamidenlanden zugeordnet. Ich komme aus dem schönen Aranien.“
  Der Blick der beiden fiel durch die offene Tür in den Gastraum, wo Adron und Curthan den laut lallend protestierenden Nazir missmutig und recht unsanft in das Obergeschoss verfrachteten, wo sich die Quartiere der Gefährten befanden. Gerade der Weidener Krieger hätte nur zu gerne die Bekanntschaft der attraktiven Frau gemacht, musste aber nun dem Gefährten aus Almada den Vortritt lassen, bis der grummelnde Seefahrer in seiner Koje lag.
  Adriego musste unweigerlich lachen und begann spontan zu singen: „Was machen wir mit dem betrunkenen Seemann? Was machen wir mit dem betrunkenen Seemann heute Abend?“
  Die letzten Verse des durchaus ansprechenden Liedes hörten auch Lucan und Jalessa als sie die Eingangstür des Gasthauses öffneten und sich wenige Augenblicke später zu den Gefährten gesellten. Sie setzten sich gerade an die noch immer üppig gedeckte Tafel, als die Aranierin den kleinen Gesangsvortrag mit einem hellen Lachen und angedeutetem Applaus bedachte: „Gut gesungen, Herr Manzanares.“
  Der Gastwirt brachte ihnen die bestellten Getränke und musterte den Almadaner mit strengen, tadelnden Augen, dann verschwand er wieder im Schankraum. „Der Wirt hat sich wohl noch nicht an das Klima angepasst. Hier scheint fast immer die Sonne, doch sein Gesicht sieht stets nach Regen aus.“, scherzte sie leise und lachte abermals hell und einnehmend. „Was führt Euch nach Kannemünde? Ihr scheint alle nicht von hier zu sein.“
  Gerne erzählten die Gefährten von ihren Abenteuern in Unau, wobei sie jedoch versuchten, nicht übertrieben prahlerisch zu wirken, sich jedoch zugleich angesichts der attraktiven jungen Dame ins rechte Licht zu rücken gedachten. In stiller Übereinkunft gaben sie jedoch nichts über ihren eigentlichen Auftrag preis, sondern verrieten lediglich, dass sie das Problem der Kannemünder Blockade gelöst hatten. Aufmerksam und stets mit interessierten Zwischenfragen den Erzählungen folgend, lauschte die Schülerin der Ishannah al’Kira den Erzählungen und sparte nicht mit Lob, denn die Aussicht auf ihre eigene Abreise war gerade sprunghaft gestiegen. Gemeinsam amüsierten sich die Anwesenden köstlich, lachten viel und tranken auch das ein oder andere Gläschen Wein, was der Almadaner sogleich nutzte, um seinen ohnehin guten Eindruck bei Shanja zu bestärken.