Kapitel 4, Eleon in Perricum

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  Numba trat zu seinem traurigen Freund, der immer noch den beiden Kämpferinnen hinterher schaute, und klopfte ihm aufmunternd auf die breiten Schultern. „Hast du hier in Perricum ein bestimmtes Ziel vor Augen? Ich würde dich gerne begleiten, wenn dir das recht ist.“
  Sedrox schaute zum jungen Maraskaner auf und antwortete gefasst: „Ich brauche noch ein paar neue Bolzen für meine Armbrust und wollte dann mit Eleon Kräuter besorgen oder suchen. Ich werde ja nun auf diesem Schiff bleiben und sein Tee wirkt bei mir Wunder. Was musst du noch besorgen?“
  „Ich habe eigentlich noch nichts Genaues im Kopf. Ich werde mich mal umschauen, und wenn es dann etwas gibt, das ich gebrauchen könnte, kann ich es mir ja kaufen. Übrigens: Du schuldest mir immer noch Gold, Sedrox.“, grinste Numba den Angroscho an und zwinkerte ihm schelmisch zu, als Eleon sich zu ihnen gesellte.
  Der Gelehrte, der schon den ganzen Vormittag voller Vorfreude auf festen Boden und einen ausgiebigen Spaziergang an Deck herumgetigert war, blickte mit einem breiten Grinsen zwischen beiden hin und her. „Hättet ihr zwei etwas dagegen, wenn ich Euch begleite? Es wird sicher einige Zeit brauchen, alle Kräuter zu besorgen, doch könnte ich Euch währenddessen einige nützliche Informationen zu ihren Anwendungsgebieten erzählen.“, bot er ihnen eine kleine Lehrstunde an.
  „Mich würde Eure Gegenwart freuen, Eleon. Was die Kräuter angeht, dafür habt Ihr sicherlich ein besseres Auge, als Sedrox und ich zusammen. Sedrox bräuchte außerdem noch ein paar Bolzen für seine Armbrust.“ Der Zwerg brummte zustimmend und schulterte Rucksack und Armbrust.
  „Das freut mich, dann mal los!“, freute sich der Gelehrte über seine beiden hinzugewonnenen Begleiter auf seinem Landgang und schritt voran von Bord. Nach einigen wackeligen Schritten auf dem Kai in Richtung Innenstadt blieb Numba stehen, drehte sich um und genoss den würdevollen Anblick der Schivone. Ihm hatte es außerordentlich gut an Bord gefallen und sogar der heftige Sturm hatte ihm wenig ausgemacht. Er freute sich schon darauf, am nächsten Abend wieder zurück auf der „Trutz“ zu sein und neuen Abenteuern entgegen zu segeln.
  „Komm schon, Numba! Du wirst das Schiff noch oft genug zu sehen bekommen.“, ermunterte Sedrox den Maraskaner zum Weitergehen. „Hat einer von Euch beiden vielleicht Lust auf ein Bier? Ich lade Euch ein!“
  Eleon grinste übermütig und war mit dem ersten Schritt an Land bester Laune. „Wer könnte zu solch einem Angebot nein sagen? Ich denke wir werden diesen Landgang richtig genießen!“, schlenderte er vergnügt neben den beiden her, voller Vorfreude und Neugier auf eine andere große Stadt, denn bisher kannte er nur Festum. Immer wieder blickte er sich fasziniert um, vor allem dann, wenn wieder einmal ein Tulamide oder Novadi sein Augenmerk auf sich zog.
  „Ich denke, wir sollten zuerst unsere Einkäufe erledigen und uns dann eine Unterkunft suchen. Dann komme ich sicher sehr gerne auf dein Angebot zurück.“, brachte Numba einen Gegenvorschlag ein. „Was meint Ihr dazu, Eleon?“
  „Ich meine, dass ihr beide endlich das Ihr weglassen solltet.“, grinste der Gelehrte den dunkelhäutigen Krieger an, der eifrig nickte.
  „Gerne, Eleon. Sehr gerne!“
  „Einverstanden! Dann schauen wir zunächst, dass wir unsere Ausrüstung ergänzen und danach gehen wir einen trinken.“, stimmte auch Sedrox zu, der sich von der guten Laune seiner beiden Begleiter anstecken ließ. „Ich hätte zwar jetzt schon gerne ein Bier gehabt, aber so kann ich die Vorfreude noch etwas genießen. Wo sollen wir heute Nacht einkehren?“ Sedrox lenkte ihre Schritte in die lebhafte Menschenmenge vor ihnen, wo er einen größeren Markt vermutete und damit richtig lag.
  „Wo wir übernachten? Mir ist das eigentlich gleichgültig. Wir werden schon eine Unterkunft finden. Tavernen und Gaststätten gibt es hier in Perricum sicherlich genug.“
  „Natürlich, Numba. Solange das Bier schmeckt, ist ohnehin alles gut.“, stimmte Sedrox zu und die drei schoben sich weiter durch die Menschenmenge auf dem gut besuchten Marktplatz.
  Nach einem sehr lehrreichen Exkurs in die grenzenlos erscheinende Welt der Kräuter und ihrer Wirkungen, dröhnte Sedrox der Kopf. Vielleicht hatte Eleon es ein wenig übertrieben, denn am Abend fand der Zwerg kaum noch Gefallen am leckeren Bier im Gasthaus am Markt. Nach der Erledigung ihrer Einkäufe hatten sie Jobdan im Badehaus aufgelesen und dann im großen und schwer bewachten Gebäude der hiesigen Filiale der Nordlandbank ein wenig Gold abgehoben. Sedrox reichte Numba einen Teil der Münzen und beglich somit jene Schulden, die noch von ihrer ersten gemeinsamen Seereise stammten. Im Gasthaus ließen die vier nun bei einem wohl mundenden Bier ihre Seelen baumeln und genossen das lebhafte Treiben im immer voller werdenden Schankraum.
  Erst nach einer ganzen Weile fiel Sedrox auf, dass Eleon eher traurig am Tisch saß und dabei war, sich mit dem leckeren Gerstensaft gehörig zu betrinken. Offenbar gehörte regelmäßiger Alkoholkonsum nicht zu den üblichen Gewohnheiten des Gelehrten. Der Zwerg nickte Numba zu und tauschte mit dem Maraskaner die Plätze. „Was ist denn mit dir los, Eleon?“, erkundigte er sich mit einem aufmunternden Grummeln. „Endlich sind wir wieder an Land und können richtig feiern. Aber du siehst so trübe drein, wie ich auf hoher See. Soll ich dir lieber einen Schnaps bestellen, oder Wein?“
  Eleon hatte jedoch offensichtlich schon mit dem noch fast vollen Krug zu kämpfen, den er verkrampft in seinen blassen Händen hielt. Dennoch gab er mit einem schiefen Lächeln vor, auf Sedrox‘ Einladung nur gewartet zu haben. „Aber nur wenn Ihr alle mit mir zusammen trinkt.“, stimmt er spontan zu und als die randvoll gefüllten Schnapsgläser auf dem Tisch standen, fügte er grinsend, aber mit traurigen Augen hinzu: „Worauf wollen wir trinken?“
  „Auf ein schönes Abenteuer da unten im Süden und dass wir alle wieder gesund hierher zurückkommen, um erneut zu trinken!“, lächelte Sedrox aufmunternd und selbst Jobdan und Numba hoben ihr Glas zustimmend an.
  Sie prosteten einander zu, doch während die drei tranken, verharrte Eleons Trinkgefäß auf halbem Weg zum Mund. Eine junge, sehr attraktive Elfe mit langen blonden Haaren schob sich in sein Blickfeld. „Und…“, setzte er an, hielt dann aber kurz inne, um sich zu besinnen, „…auf die Liebe!“ Die junge Elfe setzte sich zu ihnen an den Tisch, lächelte scheu in die Runde und nicht nur Jobdan fühlte sich sogleich viel wohler in Perricum.