Kapitel 2, Adriego trifft in Festum auf Jurge

Aus nv-wiki.de
Version vom 4. Oktober 2019, 21:17 Uhr von Connar (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „ Auf der anderen Seite des Flurs klingelte nun Adriego. Diesmal eilte Boris auf seine ureigene Art und Weise die Treppe hinauf und hört sich seine Bitte an.…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
  Auf der anderen Seite des Flurs klingelte nun Adriego. Diesmal eilte Boris auf seine ureigene Art und Weise die Treppe hinauf und hört sich seine Bitte an. „Wenn der Herr mir dann bitte folgen möchte! Aber Ihr müsst Euch einen Moment gedulden, die Dame und der gelehrte Herr nehmen bereits Ihr Bad. Aber folgt mir einfach!"
  Doch der Schwertgeselle schüttelte direkt den Kopf. „Danke, aber ich werde dann doch noch einmal in mein Zimmer gehen und dort warten.“ Um sich die Zeit zu vertreiben, angelte er eine große Ledertasche aus seinem Rucksack und zog eine kunstvoll gefertigte Mandoline heraus. Sie war etwas verstimmt, doch nach einigen wenigen, geübten Handgriffen war er mit dem Klang des Instruments zufrieden und begann zu spielen. Er sang zu einer sehr traurigen Melodie und mit seinem almadanischen Akzent ein Lied über den heimatlichen Yaquir und es dauerte nicht lange und sein Mandolinenspiel hatte einen ersten Interessenten hervorgebracht, der sich neugierig an den Türrahmen lehnte und ehrfürchtig dem Liedchen des Neuankömmlings lauschte.
  Der Mann war etwa neun Spann groß und gekleidet in einen Waffenrock mit einem weißen Überwurf, auf dem ein roter Löwe prangte. Er trug dazu eine robuste dunkle Lederhose und schwere Reitstiefel, an seinem Gürtel hing ein Dolch. Der offensichtliche Rondrageweihte hatte schulterlange blonde Haare, die durch ein rotes Stirnband gebändigt wurden. Die grünen Augen des Geweihten schauten gebannt auf Adriego und dieser erahnte, wenn er zwischenzeitlich aufschaute, die eine oder andere Träne in den Augenwinkeln seines Zuhörers. Als der Musikant das Stück unterbrach und die Mandoline absetzte, begrüßte ihn der Neuankömmling.
  „Rondra zum Gruße, Herr Manzanares! Bitte, hört nicht auf zu spielen. Das Lied war das Lieblingsstück meines verstorbenen Vaters. Macht bitte weiter!“ Ein versonnenes, im Gedanken in fernen Gefilden weilendes Lächeln umspielte den Mund des Geweihten, als dieser den Raum betrat und sich neben Leodan setzte, der sich verdutzt aus seinem Halbschlaf aufgerichtet hatte, als er die fremde Stimme vernahm.
  „Rondra zum Gruße, Euer Gnaden.“, entgegnete der überraschte Almadaner. „Ich spiele gerne weiter, wenn es Euer Wunsch ist. Aber würde es Euch etwas ausmachen, mir zu erläutern woher Ihr meinen Namen kennt? Wenn Ihr wünscht, spiele ich auch zuerst weiter, das Lied hat noch zwei Strophen.“
  Leodan bemühte sich um Gleichgültigkeit gegenüber dem Geweihten und lehnte sich wieder zurück an die Wand. Doch wer genau hinschaute, der konnte hin und wieder ein neugieriges Blinzeln seiner grünen Augen erahnen.
  „Nun, mein Name ist Jurge Sturmfels, Ritter der Göttin zu Wehrheim. Ich bin derzeit hier in der Botschaft zu Gast, weil ich auf der Spur meines verstorbenen Vaters Connar Sturmfels durch das Bornland reise. Der Botschafter kannte meinen Vater gut, sie waren als Kinder enge Freunde. Euren Namen habe ich im Gespräch mit dem Comto aufgeschnappt. Er ist sehr zufrieden mit der Arbeit von euch allen. Aber nun spielt weiter, bitte. Wir haben noch genug Zeit, um uns zu unterhalten.“
  Adriego nickte lächelnd, denn der freundliche Gast schmeichelte ihm und seinem Spiel. Daher setzte er erneut an und spielte die letzten beiden Strophen des Liedes, das Ende improvisierend in die Länge ziehend. „Tja das war das Lied auch schon, mehr Strophen hat es leider nicht.“
  Jurge applaudierte lebhaft, was ihm einen genervten Blick des müden Alberniers einbrachte, der sein geplantes Bad offenbar vollkommen vergessen hatte und lieber etwas wohltuenden Schlaf nachholen wollte.
  „Das Lied ist einfach herrlich, auch wenn man nicht aus den Ländern am Yaquir stammt. Ihr spielt wahrhaft meisterlich! Doch nun eilt euch, wenn euch noch nach einem Bad ist, denn bald werden wir im Salon erwartet, bis dann!“, verabschiedete sich der Rondrianer beinahe ebenso schnell, wie er vor einigen Minuten im Türrahmen aufgetaucht war.
  Adriego freute sich über das Lob, verstaute seine Mandoline wieder sicher im Rucksack und raffte dann seine Siebensachen für das Bad zusammen.